Lenny von der Mensch-Hund-Schule Dillkreis klärt Bueno und interessierte Leser über das Thema Dominanz auf. Wöchentlich erscheint freitags ein neuer Dogblog von Lenny&Co.
„Bin ich dominant?“, Bueno fragt Lenny was das wirklich heißt.
Es ist ein ganz normaler Morgen bei uns zu Hause. Bueno, unsere aufgeweckte junge Appenzeller-Mischlingshünd.in, sitzt neben Lenny und blickt ihn mit großen Augen an. „Lenny“, beginnt sie neugierig, „in der Hundeschule haben die Menschen gesagt, dass manche Hunde dominant sind. Was heißt das eigentlich? Bin ich das auch?“
Lenny, der Australian Shepherd-Pudel-Mischling, der schon sieben Jahre bei uns wohnt, schmunzelt. „Setz dich, Bui. Ich erklär dir das mal aus meiner Sicht. Es ist viel komplizierter, als die Menschen denken.“
Was bedeutet „dominant“ überhaupt?
„Also, das Wort ‚dominant‘ benutzen Menschen gern, wenn sie meinen, ein Hund wolle der Chef sein oder alle anderen kontrollieren“, beginnt Lenny. „Aber in Wirklichkeit ist das nicht so einfach. Dominanz heißt nicht, dass du ständig bellst, knurrst oder jeden Streit gewinnst", ergänzt er.
Bueno kippt den Kopf zur Seite. „Also bin ich nicht die Königin des Gartens?“, fragt sie neugierig.
Lenny lacht:„Nicht unbedingt. Bei uns zu Hause gibt es Regeln und jeder hat seinen Platz, aber keiner regiert hier wie ein König. Dominanz ist mehr eine Art ‚Wer macht was zuerst‘ oder ‚Wer hat in dieser Situation das Sagen‘.“
Ein Beispiel aus unserem Alltag: Fritzi und das Fressen
„Schau dir Fritzi an“, erklärt Lenny. „Fritzi ist die Älteste. Unsere kleine Pinschermischlingsdame ist elf Jahre jung und ziemlich weise. Wenn es ums Fressen geht, darf sie als Erste essen auch wenn sie gar keinen großen Appetit hat. Keiner macht ihr das streitig. Das ist so etwas wie ihr exklusives Vorrecht.“
Bueno schaut nachdenklich:„Und warum lässt sie dich Lenny, nachher manchmal auch noch fressen?“
„Weil Fritzi weiß, wann genug ist“, sagt Lenny, „sie frisst in Ruhe und wenn sie fertig ist, zeigt sie, dass ich dran darf. Ihr anderen probiert das gar nicht erst. Da ihr wisst - wenn Fritzi mir ihre Reste frei gibt, bin ich dran und bei mir bleibt nix übrig."
Wie Lenny Bueno das Hunde-ABC beigebracht hat
„Bui, du hast von Anfang an gelernt, dich respektvoll zu verhalten“, erzählt Lenny, „du hast von mir gelernt, dass man sich klein macht, wenn man höflich sein will - Ohren anlegen, Mundwinkel lecken, so wie gute Stimmung machen wollen. Das nennt man aktive Demut.“
Bueno erwiedert:„Ja, ja, ich weiß! Das mach ich immer noch, wenn ich glaube, ich hab Mist gebaut oder du grießgrämig wirst. Als Welpe dachte ich du bist ein alter Kauz, der keinen Spaß versteht... da kam ich irgendwie auf die Idee mich so zu verhalten."
Lenny grinst;„Genau! Das hilft, Konflikte zu vermeiden. Du zeigst damit ‚Ich respektiere dich.‘ Meistens klappt das super. Von wegen alter Kauz! Einer musste dir ja die Welt der Benimm-Regeln erklären!"
Anka und Bui: Mutter-Tochter-Dynamik
„Und dann bist da ja auch du mit Anka, deiner Mama, hier im ständigen Miteinander“, fährt Lenny fort. „Anka ist eine ruhige, geduldige Hündin. Sie lässt dich viel machen, auch wenn du manchmal ziemlich wild wirst und in ihre Beine springst und nervst.“
„Ich mach das nur, um zu zeigen, wie stark ich bin!“, sagt Bueno stolz.
„Klar, das hast du drauf“, gibt Lenny zu, "aber Anka bleibt gelassen. Sie ist so etwas wie die ruhige Subdominante. Sie lässt sich von dir so einiges gefallen, hat die Ruhe weg und zeigt dir fast nie wann’s zu viel wird.“
Kommunikation statt Machtkampf
„Kommunikation, das ist wichtig, Bui. Bei uns ist das keine Frage von Macht oder Kampf. Es ist Kommunikation“, erklärt Lenny, „wenn du zu wild wirst, geben Fritzi oder ich dir ein Zeichen und du merkst, das Schluss ist. Und wenn Fritzi und ich fressen , respektierst du das."
Bueno nickt:„Also geht’s nicht darum, wer der Boss ist?“
„Nein, es geht darum, wie wir alle zusammenleben und aufeinander achten. Dominanz ist ein kompliziertes Wort, das oft missverstanden wird.“
Warum Menschen oft falsch denken
„Manchmal denken Menschen, ihr Hund ist dominant, wenn er bellt oder an der Leine zieht“, sagt Lenny. „Aber das ist oft nur Aufregung oder Angst. Kein Hund will die Weltherrschaft übernehmen.“
„Manchmal bin ich doch schon ein bisschen wild“, gesteht Bueno, "aber ich will doch nur Spaß haben.“
„Und genau das ist es“, bestätigt Lenny, „deine Energie heißt nicht, dass du dominieren willst, sondern dass du Lebenskraft und Übermut hast. Das müssen Menschen zusätzlich erkennen und unterscheiden. Oft erkennen sie unsere Motivation und Emotionen nicht und interpretieren fröhlich drauf los. Da müssen die Menschen echt beobachten lernen und verstehen, anstatt uns einen Stempel aufzudrücken."
Zusammenleben heißt Regeln und Respekt
„Bei uns zu Hause gibt’s klare Regeln“, fasst Lenny zusammen. „Fritzi frisst zuerst, weil sie älter ist und es für sich beanspruchen kannÜber mich - auch wenn sie nur 7 kg und wir drei Großen jeweils mindestens das 4- fache wiegen. Ich passe auf, dass du dich einfügst. Ank hat eine sehr lange Zündschnurr und mit dir viel zu viel Geduld und Nachsehen. Du lernst, dass wir alle zusammen leben – ohne dass einer alle kontrolliert.“
„Das klingt gut“, sagt Bueno zufriede, "ich will einfach ich selbst sein und mit euch Spaß haben.“ „Genau“, sagt Lenny und stupste sie an, „Dominanz ist keine Schublade. Es geht um Respekt, Geduld und gutes Zusammenleben.“
Fazit von Lenny und Bueno
Bueno legt den Kopf auf die Pfote und denkt nach: „Ich glaube, ich bin keine Königin, sondern einfach nur Bui – wild, neugierig und lieb. Rebekka sagt ich habe eine harte oder eher rauhe Schale aber einen ganz weichen Kern."
„Genau so bist du“, bestätigt Lenny lachen, "und das ist mehr wert, als jeder Titel. Du darfst als Hund ja auch Prinz oder Prinzessin sein, wenn dein Mensch König oder Königin ist."
Lenny besteht noch auf das Wichtigste: Dominanz ist keine Eigenschaft. Kein Hund ist immer Dominant. Man (Hund) sucht sich nicht aus Dominant zu sein. Dominanz ist etwas, was ein Individuum von einem anderen Individuum (Subdominanten) "zugesprochen" bekommt. In verschiedenen Situationen kann dies sich ändern.
Noch ein paar Worte von mir - Rebekka von der Mensch-Hund-Schule-Dillkreis - Hundetrainerin und Besitzerin der vier oben erwähnten Hunde.
Falls ihr denkt, euer Hund ist dominant: Schaut genauer hin, hört genau hin, und denkt daran, dass es bei Hunden viel mehr um Kommunikation, als um Macht geht.
Wenn du mehr erfahren möchtest, schau gerne auf meiner Webseite vorbei und nehm Kontakt zu mir auf. Ich freue mich darauf dich und deine Hunde kennenzulernen.
Beitrag darf gerne geteilt werden.